Interview mit Frau Dr. med. Ildikó Meszlényi, Urologin, Uromed AG. Der Urologe wird im Volksmund oft auch als Männerarzt bezeichnet. Stimmt das? Bei welchen Beschwerden kommen Frauen zu Ihnen in die urologische Praxis? Diese und viele weitere Fragen werden im folgenden Interview beantwortet.
Frau Dr. Meszlényi, der Urologe wird im Volksmund oft auch als Männerarzt bezeichnet. Stimmt das?
„Der Männeranteil in einer urologischen Praxis ist höher, da auch die Erkrankungen der männlichen Geschlechtsorgane behandelt werden. Der Urologe oder die Urologin behandelt aber auch Frauen mit Blasen- und Nierenleiden.“
Bei welchen Beschwerden kommen Frauen zu Ihnen in die urologische Praxis?
„Die häufigsten Gründe sind wiederkehrende Blasenentzündungen, unkontrollierter Urinverlust (Inkontinenz) oder Koliken in Folge eines Nieren- oder Harnleitersteins.“
Wann wird wegen eines Harnwegsinfekt/Blasenentzündung der Urologe oder die Urologin aufgesucht?
„Bei wiederholten Infekten ist es wichtig, die urologische Praxis aufzusuchen und eine spezialisierte Untersuchung vorzunehmen.“
Leiden viele Frauen unter unkontrolliertem Urinverlust, auch Inkontinenz genannt?
„Leider ist Inkontinenz immer noch ein Tabuthema. Es ist jedoch nichts Aussergewöhnliches. Bei der Hälfte der über 60-jährigen Frauen ist dies der Fall. Schwangerschaften, hormonelle Veränderungen während der Wechseljahre und chronische Erkrankungen können zu einer geschwächten Beckenmuskulatur führen. Die Harnröhre wird nicht mehr richtig verschlossen. Bei Männern spielt häufig die Prostata eine Rolle, auch Übergewicht kann die Ursache sein.“
Gibt es verschiedene Arten von Urininkontinenz?
„Es gibt verschiedene Formen von Urin-inkontinenz. Frauen leiden am häufigsten unter einer Belastungs- oder Dranginkontinenz.“
Können Sie uns mehr darüber erzählen?
„Der Druck im Bauchraum erhöht sich durch Lachen, Husten, Niesen oder Heben von schweren Lasten. Das hat zur Folge, dass der Schliessmuskel dem plötzlichen Druck nicht standhalten kann. Es kommt zu einem unkontrollierten Urinverlust und man spricht von einer sogenannten Belastungsinkontinenz. Wenn der Blasendruck den Druck auf den Schliessmuskel übersteigt, dann kommt es ebenfalls zu einem unfreiwilligen Harnabgang. Hier spricht man dann von Dranginkontinenz. Diese zwei Formen können auch gleichzeitig vorkommen.“
Welche Therapiemöglichkeiten gibt es?
„Es gibt verschiedene Therapieformen. Es ist wichtig, sich Zeit für die Untersuchung zu nehmen und Lösungen für die unterschiedlichen Ursachen zu finden. Zu den konservativen Therapien gehört zum Beispiel die Beckenbodengymnastik. Es gibt aber auch medikamentöse Therapien. Bei ausgeprägten Formen der Blasenschwäche wird auch eine operative Methode in Erwägung gezogen. Bei Dranginkontinenz können Nervenstimulation oder Botox-Injektionen Linderung schaffen.“
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